„Viele [Mauern] stehen noch fest und stark; doch verlangen auch manche eine gründliche Ausbesserung. Doch leider wird es der schwachen Mitwelt auch hier schwer, das auch nur zu erhalten, was in weit drangvolleren Zeiten der rüstigen Vorfahren Thatkraft aufgebaut.“
Johann Michael Salzer: Reisebilder aus Siebenbürgen, Hermannstadt 1860
Nachdem im 19. Jahrhundert der Erhalt der Kirchenburgen problematisch war, wuchs in der Zwischenkriegszeit das Bewusstsein für den Wert der Baudenkmäler. Während des Kommunismus sah die sächsische Dorfbevölkerung im Erhalt ihrer Kirchenburgen
eine Möglichkeit, ihre Identität zu leben und zu bewahren, auch wenn ihre Mittel begrenzt waren. Der auf die Revolution von 1989 folgende „Exodus“ vieler Sachsen ließ geschwächte Restgemeinden zurück, die – auf sich allein gestellt – mit dem Erhalt der Anlagen überfordert waren. Zwischen 1993 und 1999 erlangten einige Kirchenburgen und die sie umgebenden Dörfer den Schutz des UNESCO-Welterbes. 2007 wurde im Rahmen der deutsch-rumänischen Entwicklungszusammenarbeit die Leitstelle Kirchenburgen eingerichtet, die die Arbeiten zum Erhalt der Kirchenburgen für die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien koordinierte. Aus diesem Projektbüro gründete sich 2015 die Stiftung Kirchenburgen. Seit einigen Jahren nimmt darüber hinaus die Zahl zivilgesellschaftlicher Akteure, die sich für den Erhalt des deutsch-rumänischen Kulturerbes einsetzen, beständig zu: Neben ausgewanderten Sachsen, die sich in sogenannten Heimatortsgemeinschaften organisieren, steigt die Zahl von überwiegend in Rumänien ansässigen Initiativen und Vereinen sowie engagierten Einzelpersonen. Trotz aller Bemühungen bleibt der Erhalt der Kirchenburgenlandschaft eine große Aufgabe, die weiterer Unterstützung bedarf.
Die Kirchenburg von Deutsch-Weißkirch zählt zu den eindrucksvollsten in Siebenbürgen. Sie wurde gemeinsam mit jenen in Tartlau, Keisd, Birthälm und Wurmloch, der Gräfenburg Kelling und der Stadt Schäßburg zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben. Foto: Arne Franke Akut gefährdet ist die Kirchenburg in Felmern. Während das einstige Gemeindeamt und die Schule seit den 1990er Jahren zu Ruinen verfielen, droht nun der Einsturz der Kirche. Inzwischen hat der rumänische Verein Renascendis begonnen, die Anlage zu sichern. Foto: Arne Franke Am 19. Februar 2016 stürzte der Kirchturm von Rothbach in sich zusammen, beschädigte dabei das Kirchenschi schwer und begrub auch die wertvolle, 1907 von Josef Angster gefertigte Orgel. Foto: Sebastian Bethge Die Stiftung Kirchenburgen und deren Vorgängerorganisation Leitstelle Kirchenburgen reparierten im Rahmen ihres Dächerprogramms in den letzten Jahren rund 40 Dächer von Kirchen und Wehranlagen, um deren Verfall zu stoppen. Foto: Stiftung Kirchenburgen, Sibiu Die Kirchenburg von Trappold wurde zwischen 2011 und 2014 mit Geldern der Europäischen Union instand gesetzt. Bereits seit 2003 pflegt und repariert Sebastian Bethge die Anlage. Der von ihm gegründete Verein casApold führt regelmäßig Kultur- und Bildungsveranstaltungen durch. Foto: Stiftung Kirchenburgen, Sibiu