Dorf und Kulturlandschaft

„Lange Reihen schöner gemauerter einander fast gleicher Häuser mit spitzen Giebeln, an denen oft eine sinnige Inschrift des Erbauers religiösen Sinn beurkundet, bilden gerade breite Gassen und bezeugen den Wohlstand ihrer Bewohner. Große und gemauerte Scheunen, Schöpfen und Ställe erfüllen den geräumigen Hofraum und kennzeichnen den fleißigen Landbauern.“

Johann Michael Salzer: Reisebilder aus Siebenbürgen, Hermannstadt 1860

Die Kirchenburgen liegen meist im Zentrum siebenbürgischer Dörfer, die mit ihren gut erhaltenen historischen Strukturen und den umgebenden landwirtschaftlichen Flächen eine charakteristische Kulturlandschaft bilden. Orte und Landschaft wurden und werden von der Lebensweise ihrer Bewohner geprägt und zeugen somit von einer jahrhundertelangen Geschichte. Die Siebenbürger Sachsen waren bis in die Neuzeit stark gemeinschaftlich organisiert. So befanden sich unter anderem große Teile der landwirtschaftlichen Flächen in gemeinsamem Besitz. Die außerhalb des Dorfes liegenden Flächen wurden parzelliert und jährlich neu verlost, die Bestellung der Felder erfolgte nach einer festgelegten Reglementierung in Dreifelderwirtschaft. Trotz Flurbereinigung und Agrarreform war dieses System teilweise bis 1945 geläufig. Im Landschaftsbild gut zu erkennen ist die Bedeutung von Ackerbau und Viehzucht, aber auch Waldwirtschaft sowie Obst- und Weinbau. Auch heute herrscht eine extensiv betriebene Landwirtschaft, meist im Rahmen der Selbstversorgung, in weiten Teilen vor. Was auch als Ergebnis des problematischen Prozesses der Schrumpfung in der Region zu betrachten ist, führte gleichzeitig zu einem Reichtum an ökologischer Vielfalt, der neben dem historischen Erbe ein neu entdecktes Potenzial der Landschaft darstellt.