„Ich hoffe und zweifele gar nicht daran, dass in kurzer Zeit Siebenbürgen aufhören wird, für das übrige Europa das ‚unbekannte Land‘ zu sein, das es bis jetzt gewesen. Reisende werden hierher kommen, […], durch das Land zerstreute Ruinen von Schlössern und Klöstern oder Bergfesten […] besuchen. Also schon aus diesem Grunde sollte Etwas für die Erhaltung der wenigen Monumente, welche Siebenbürgen hat, gethan werden.“
Charles Boner: Land und Leute in Siebenbürgen, Leipzig 1868
Seit dem 16. Jahrhundert geben Reiseberichte Kunde über die Kultur der Siebenbürger Sachsen. Die meisten Abhandlungen entstanden aber erst während des 19. Jahrhunderts, als das Land gefahrlos zu bereisen war. In diesen zeugen zahlreiche Darstellungen von der damaligen Faszination der Kirchenburgen, wie die bemerkenswerte Detailverliebtheit des k. k.-Beamten Martin Schlichting belegt, der in den 1850er Jahren rund einhundert Kirchenburgen zeichnete. Wenige Jahre später veröffentlichte der englische Reiseautor Charles Boner mit dem Buch Siebenbürgen. Land und Leute die erste umfassende Charakterisierung der Kulturlandschaft. Es folgten zahlreiche Reisepublikationen. Ab den 1970er Jahren entwickelte sich mit der Öffnung des nun sozialistischen Rumänien der Fremdenverkehr im Land. Seit 1989 bemühen sich zahlreiche Initiativen um die Entwicklung eines nachhaltigen Kulturtourismus, der zum Erhalt der Kirchenburgenlandschaft beitragen soll. Zudem werden hierdurch zusätzliche Einkommensmöglichkeiten gerade für die ländliche Bevölkerung geschaffen. Inzwischen bietet die Region, 2016 durch den Reisebuchverlag Lonely Planet mit dem Prädikat Best in Travel ausgezeichnet, in teils liebevoll renovierten Bauern- und Pfarrhäusern Unterkünfte für Individualreisende.
Die von einer Privatinitiative revitalisierte Teilstrecke der einst zwischen Hermannstadt und Schäßburg verkehrenden Kleinbahn namens Wusch beflügelt die Hoffnung, die Kirchenburgen des Harbachtals zukünftig touristisch „zugkräftig“ verbinden zu können. Foto: Martin Eichler In dem zwischen 1856 und 1864 herausgegebenen Werk Ungarn und Siebenbürgen in malerischen Ansichten von Ludwig Rohbock finden sich 56 Ansichten zu Siebenbürgen, darunter diese malerische Darstellung der Bergkirche von Michelsberg. Foto: Siebenbürgisches Museum, Gundelsheim am Neckar Ansichtskarten waren bei den Gästen des seit Mitte des 19. Jahrhunderts orierenden Kurbades Baaßen ausgesprochen beliebt. Dieses kolorierte, nach 1900 entstandene Foto zeigt eine Ansicht der Kirchenburg, die bis heute nahezu unverändert ist. Foto: Siebenbürgisches Museum, Gundelsheim am Neckar In zahlreichen leerstehenden Pfarrhäusern, wie hier in Großalisch, aber auch in Kirchenburgen entstanden Unterkünfte unterschiedlicher Preiskategorien. Über diese informiert eine jährlich aktualisierte Liste der Evangelischen Landeskirche A. B. in Rumänien. Foto: Arne Franke