„Man verlasse tunlichst den Ort des Leidens nicht, sondern handle so, dass das Leiden den Ort verlasse.“
Eginald Schlattner, Pfarrer i. R. in Rothberg
Die traditionelle Aufgabe der siebenbürgisch-sächsischen Kuratoren und Burghüter war die Verwaltung und Pflege der seit der Reformation evangelischen Kirchenburgen. Deren Instandhaltung und bauliche Erweiterung oblagen der gesamten Dorfbevölkerung. Nach der Abwanderung der meisten Siebenbürger Sachsen nach 1989 blieb die Betreuung des architektonischen Erbes häufig ungeklärt, was den rasch voranschreitenden Verfall vieler Kirchenburgen begünstigte. Die in der Region ebenfalls lebenden Rumänen, Roma und Ungarn gehören in der Regel anderen Konfessionen an und nutzen eigene Gotteshäuser.
Das in den letzten Jahren zunehmende zivilgesellschaftliche Engagement eröffnet für den Erhalt des kulturellen und architektonischen Erbes der Siebenbürger Sachsen neue Perspektiven, muss aber weiter gefördert werden. Ungeachtet finanzieller und logistischer Unterstützung durch Stiftungen, Vereine, den rumänischen und deutschen Staat sowie die Europäische Union sind und bleiben es nämlich die Menschen vor Ort, die Träger und Bewahrer des gemeinsamen Kulturerbes sind, die sich damit identifizieren und dafür engagieren. Menschen, die mit neuen Ideen neue Nutzungen für Kirchenburgen finden und somit Perspektiven für deren Zukunft eröffnen. Die Stiftung Kirchenburgen versucht daher, möglichst viele Akteure und Ideen aus Rumänien und dem Ausland in die Arbeit für den Erhalt der Kirchenburgenlandschaft einzubinden. Nur gemeinsam ist dieses in Europa einmalige Kulturerbe zu retten und zu bewahren.
Die Kirchenburg in Almen wird seit 2015 auf Initiative des Mihai-Eminescu-Trusts mit Fördergeldern aus Norwegen und Nordamerika schrittweise instand gesetzt. Bereits 2008 wurde Almen in das Programm Das selbstständige Dorf aufgenommen. Foto: Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam/Hubert Graml Frau Schuster betreute in den 1990er Jahren die bereits ruinöse Kirchenburg von Felmern. Als einer der letzten sächsischen Bewohnerinnen fehlte ihr die einstige dörfliche Unterstützung zum weiteren Erhalt des Gebäudeensembles. Foto: Arne Franke Radu Bârlă und Alina Pătru, Vorstandsmitglieder des 2012 gegründeten Vereins Renascendis, engagieren sich für den Erhalt des sächsischen Kulturerbes. Inzwischen betreuen sie die einsturzgefährdete Kirchenburg von Felmern und planen deren Sicherung. Foto: Arne Franke Johann Schaas übernahm mit dem Fortgang der meisten Siebenbürger Sachsen das Amt des Kurators in Reichesdorf. Er begeistert seit Jahren mit seinen Interpretationen der gotischen Bauplastik der Kirche in- und ausländische Gäste. Foto: Martin Eichler Der 2012 im Alter von 102 Jahren verstorbene Kurator Martin Werner betreute jahrelang die Kirchenburg von Meschendorf. Unterstützt durch die Dorfbevölkerung, gelang es dem bis ins hohe Alter tatkräftigen Landwirt, die Kirche vor dem Verfall zu bewahren. Foto: Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam/Hubert Graml